Regatta Head of the River Race
„Diese Regatta wird in die Annalen des Ruder-Club Big-gesee e. V. eingehen“ war die einhellige Meinung der Olper Ruderer, als sie wie-der im Flugzeug Richtung Deutschland saßen. Eine solche Mammutveranstaltung hatten sie noch nie erlebt und übertraf alle Vorstellungen, die selbst mit größter Phantasie im Voraus nicht vorstellbar war. Die große Welt der internationalen Spitzenboote konnte die Mannschaft von der Bigge jedoch nicht davon abhalten, zu zeigen, was in ihr steckt. In Rudererkreisen so klangvollen Namen wie Leander Rowing Club, Molesey Boatclub, London Rowing Club oder Tideway Scullers, die jedes Jahr Ruderer der Englischen Nationalmannschaft stellen, der Niederländische Nationalachter mit fünf Silbermedaillengewinnern des Vorjahres, die stärksten Mannschaften aus Italien, Spanien, Irland, Schottland, Österreich, Schweiz und nicht zuletzt der Deutschlandachter lagen am Start, um zum ersten Mal in dieser Saison ihre Leistungsfähigkeit zu testen. Bei einem solch erlauchten Kreis von Bewerbern um die „Fairbairn Trophy“ konnte sich natürlich keiner aus dem heimischen Team Chancen auf einen Sieg ausrechnen. Aber eine gute Platzierung sollte erreicht werden, was dann auch gelang: Im Feld der 420 Boote landeten die Olper auf einem hervorragenden 244. Platz.
Achim Wurm, Fritz Vreden, Christoph Rademacher, Klaus Schulte-Ladbeck, Ingo Kürsten, Erhard Engelmann, Kuno Höhmann, Gregor Prinz mit Steuerfrau Bettina Staubwasser legten sich in die Riemen und kämpften um jeden Zentimeter, denn nur Zehntelsekunden lagen zwischen den Endzeiten der einzelnen Boote: 19:26:07 Minuten Platz 240, 19:26:28 Minuten Platz 241, 19:26:38 Minuten Platz 242, 19:27:01 Minuten Platz 243, 19:27:27 Minuten Platz 244 (RCB),19:27:50 Minuten Platz 245, 19:27:51 Minuten Platz 246. Damit kamen die RCBler nur 2½ Minuten hinter dem Sieger (16:58:51 Min.) und nur knapp 2 Minuten hinter dem Deutschlandachter (17:31:48 Min.) ins Ziel.
Auf der kaum mehr als 100 Meter breiten Themse drängelten sich 420 Achter am Start bei London-Mortlake, um im Abstand von zehn Sekunden auf die Rennstrecke über 7240 m (4,5 Meilen) zu gehen. Das Rennen begann mit einer Überraschung, die der Mannschaft die nötige Motivation für den Rest der Strecke gab. Mit Schlagzahl 34 gestartet, konnte schon nach 1000 m geruderter Strecke das erste gegnerische Boot überholt werden, weitere Überholvorgänge folgten. Bei Streckenhälfte wurde es sehr eng. In einer der Themsekurven ruderten die RCB-ler um Schlagmann Gregor Prinz in eine Gruppe von drei Booten hinein und wurden gleichzeitig von einem weiteren Boot überholt. Nur wenige Zentimeter Abstand lagen zwischen den Blattspitzen der Boote, doch mit einem energischen Zwischenspurt konnte man sich lösen und so die schwierige Situation zum eigenen Vorteil nutzen.
Was dann auf den letzten 1500 m kam, verlangte der Mannschaft alles ab. Nach der letzten Kurve, hinter deren Erhebung die Themse in relativer Windstille liegt, blies ein Wind in die Strecke, der schon manches Boot in den Wellen hat versinken lassen. So schreibt die englische Presse über dieses Rennen: „ …das Head of the River Race ist nicht leicht, meistens bläst ein starker Wind und die Wellen sind so hoch, dass man schon beim bloßen Hinschauen seekrank wird …“. Schaumkronen wühlten auch dieses Mal das Wasser auf, der Wind blies gegen die abfließende Ebbeströmung, doch „Wir waren gut vorbereitet. Wir haben vor dem Rennen unser Boot zusätzlich abgeklebt, um so die Möglichkeit, Wasser überzunehmen, auf eine erträgliches Minimum zu reduzieren.“ erklärte ein Mannschaftsmitglied nach dem Rennen. Mit Schlagzahl 36 wurden die letzten Reserven mobilisiert und mit höchster Konzentration das ‘Wildwasser’ gemeistert. Aufgrund der großen Zahl der überholten Boote stand schon nach der Zieldurchfahrt fest, daß eine Verbesserung der Platzierung geschafft war. Auf das endgültige Ergebnis mußte jedoch noch einige Stunden gewartet werden, denn trotz Einsatz modernster Datenverarbeitungsanlagen ist die Ermittlung des Zeitschnellsten und aller übrigen Plazierungen bei 420 Startern eine aufwendige Sache.
Das Head of the River Race beinhaltet eine typisch englische Kuriosität. Nicht nur die Leistungsfähigkeit der einzelnen Mannschaften spielt eine Rolle, sondern auch das Losglück entscheidet über den Erfolg. Die Strömung der Themse wird von den Gezeiten stark beeinflußt, so daß die Boote mit einem unterschiedlichen Handikap belastet werden. Das erste Boot startet mit der stärksten Strömung infolge der abfließenden Ebbe, die im Zehnsekundentakt folgenden Boote haben dadurch jeweils eine etwas geringfügigere Strömung. Wie groß dieses Handikap für das zuletzt (also 420te) startende Boot ist, kann nicht genau gesagt werden, beginnt es doch erst über eine Stunde nach dem Ersten sein Rennen. Eine gute Platzierung kann jedoch nur eine Mannschaft mit einer niedrigen Startnummer belegen. Diese ungleichen Bedingungen werden dadurch ausgeschaltet und machen gleichzeitig den Reiz dieser Regatta aus, in dem die Platzierung des Vorjahres die Startnummer des Folgejahres bedeutet. Gleichzeitig haben die Boote mit einer Platzierung unter 200 die Startberechtigung für das nächste Jahr, die übrigen Startberechtigungen werden ausgelost, da die Meldezahlen immer größer sind als die zulässige Zahl der Boote. Die Mannschaft des Ruder Club Biggesee mußte sich als Neuling bei dieser Regatta mit der Startnummer 327 zufrieden geben, hat jedoch mit ihrem erreichten Platz 244 eine gute Ausgangsposition für das nächste Jahr.
Der RC Biggesee verfügt über keinen eigenen Achter, so daß man nach einem solch wertvollen Boot Ausschau halten mußte. Auf der Suche nach einem einsatzfähigen Boot und vielen Telefonaten „fast quer durch Deutschland“ wurde man in Wilhelmshaven fündig. Der Wilhelmshavener Ruderverein war so freundlich und stellte sein Boot zur Verfügung. Dabei stellte sich heraus, daß dieses Boot schon weit größere Erfolge erlebt hatte. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München gewann der Neuseeländische Achter hierin die Goldmedaille. Anschließend wurde der Achter nach Wilhelmshaven verkauft. Eines steht bereits heute schon fest, im nächsten Jahr will der Ruder Club Biggesee e. V. wieder in London beim größten Achterrennen der Welt mit dabei sein und seine dieses Jahr erkämpfte gute Ausgangsposition nutzen und eine noch bessere Platzierung belegen. Einzig hierzu fehlt das Boot.
Quelle: Kuno Höhmann
konnte man sich lösen und so die schwierige Situation zum eigenen Vorteil nutzen.Was dann auf den letz-ten 1500 m kam, verlangte der Mannschaft alles ab. Nach der letzten Kurve, hinter deren Erhebung die Themse in relativer Wind-stille liegt, blies ein Wind in die Strecke, der schon manches Boot in den Wel-len hat versinken lassen. So schreibt die englische Pres-se über dieses Rennen: „ …das Head of the River Race ist nicht leicht, meis-tens bläßt ein starker Wind und die Wellen sind so hoch, daß man schon beim bloßen Hinschauen seekrank wird …“. Schaumkronen wühlten auch dieses Mal das Wasser auf, der Wind blies gegen die abfließende Ebbeströmung, doch „Wir waren gut vorbereitet. Wir haben vor dem Rennen un-ser Boot zusätzlich abge-klebt, um so die Möglich-keit, Wasser überzuneh-men, auf eine erträgliches Minimum zu reduzieren.“ erklärte ein Mannschafts-mitglied nach dem Rennen. Mit Schlagzahl 36 wurden die letzten Reserven mobili-siert und mit höchster Konzentration das ‘Wild-wasser’ gemeistert.Aufgrund der großen Zahl der überholten Boote stand schon nach der Ziel-durchfahrt fest, daß eine Verbesserung der Platzie-rung geschafft war. Auf das endgültige Ergebnis mußte jedoch noch einige Stunden gewartet werden, denn trotz Einsatz moderns-ter Datenverarbeitungsan-lagen ist die Ermittlung des Zeitschnellsten und aller übrigen Plazierungen bei 420 Startern eine auf-wendige Sache.Das Head of the Ri-ver Race beinhaltet eine ty-pisch englische Kuriosität. Nicht nur die Leistungs-fähigkeit der einzelnen Mannschaften spielt eine Rolle, sondern auch das Losglück entscheidet über den Erfolg. Die Strömung der Themse wird von den Gezeiten stark beeinflußt, so daß die Boote mit einem unterschiedlichen Handikap belastet werden. Das erste Boot startet mit der stärksten Strömung infolge der abfließenden Ebbe, die im Zehnsekundentakt fol-genden Boote haben dadurch jeweils eine etwas geringfügigere Strömung. Wie groß dieses Handikap für das zuletzt (also 420te) startende Boot ist, kann nicht genau gesagt werden, beginnt es doch erst über ei-ne Stunde nach dem Ersten sein Rennen. Eine gute Platzierung kann jedoch nur eine Mannschaft mit einer niedrigen Startnummer bele-gen. Diese ungleichen Be-dingungen werden dadurch ausgeschaltet und machen gleichzeitig den Reiz dieser Regatta aus, in dem die Platzierung des Vorjahres die Startnummer des Folgejahres bedeutet. Gleichzeitig haben die Boo-te mit einer Platzierung un-ter 200 die Startberechti-gung für das nächste Jahr, die übrigen Startberechti-gungen werden ausgelost, da die Meldezahlen immer größer sind als die zulässi-ge Zahl der Boote. Die Mannschaft des Ruder Club Biggesee mußte sich als Neuling bei dieser Re-gatta mit der Startnummer 327 zufrieden geben, hat je-doch mit ihrem erreichten Platz 244 eine gute Aus-gangsposition für das nächste Jahr. Der RC Biggesee verfügt über keinen eigenen Achter, so daß man nach einem solch wertvollen Boot Ausschau halten mußte. Auf der Suche nach einem einsatzfähigen Boot und vielen Telefona-ten „fast quer durch Deutschland“ wurde man in Wilhelmshaven fündig. Der Wilhelmshavener Ruderverein war so freund-lich und stellte sein Boot zur Verfügung. Dabei stellte sich heraus, daß die-ses Boot schon weit größe-re Erfolge erlebt hatte. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München gewann der Neuseeländische Ach-ter hierin die Goldmedaille. Anschließend wurde der Achter nach Wilhelms-haven verkauft.Eines steht bereits heute schon fest, im nächsten Jahr will der Ruder Club Biggesee e. V. wieder in London beim größten Achterrennen der Welt mit dabei sein und seine dieses Jahr erkämpfte gute Aus-gangsposition nutzen und eine noch bessere Platzie-rung belegen. Einzig hierzu fehlt das Boot.